GESCHIchTE

DER VORKRIEGSVEREIN

Wie das genau war 1925 unterhalb der alten B10 am Haseneck, darüber war nicht mehr viel in Erfahrung zu bringen. Jedenfalls ist amtsgerichtlich belegt, daß es seit dem 25. März 1925 den eingetragenen Verein „Hockey- und Tennisklub Pirmasens” gab. Der Verein verfügte über drei Freiplätze und einen Hockeyplatz. Der erste und einzige Vereinsvorsitzende war von 1925 bis zur Auflösung Emil Muhl. Zweiter Vorsitzender war Dr. Carl Semler. Über die sportlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten dieses Vorkriegsvereins ist wenig überliefert. Die letzte Eintragung im Vereinsregister vor dem Krieg datiert aus dem Jahr 1938. Die nächste Eintragung erfolgte 1960, als der Verein endgültig im Tennis-Club Rot-Weiß Pirmasens aufging.

DAS TENNISGELÄNDE WIRD GERETTET

Nach dem Zusammenbruch 1945 blieb ein total verwildertes Gelände zurück. Einige ehemalige Tennisbegeisterte waren nach den Kriegswirren rechtzeitig wieder in Pirmasens und kümmerten sich sofort um die Urbarmachung des Tennisgeländes. Es galt zu retten, was zu retten war - am besten dadurch, dass man möglichst schnell einen Verein gründet, der den Rechtsanspruch auf das Gelände geltend machen konnte. Daß der alte Verein nicht aufgelöst, der alte Vorstand weiterhin im Amt war, nahm man wohl billigend in Kauf. Die restriktiven Kontrollratsbestimmungen ließen keine Zeit. Wahrscheinlich hatten einige ihre Tennisschläger aus der Vorkriegszeit wiedergefunden. Und was nützt ein Tennisschläger ohne Platz und Partner!

EIN NEUER TENNIS-CLUB WIRD GEGRÜNDET

Nachdem mit der Gründung des Landes Rheinland-Pfalz 1947 eine gewisse Lockerung der Aufsichtsbestimmungen der Besatzungsmacht eintrat, schritten die Neugründer des heutigen Tennis-Clubs zur Tat. Die Freiplätze wurden notdürftig hergerichtet. Alfred Laub schreibt in Anlehnung an die Nachforschungen von Rudolf Jonderko in seiner Chronik zum 25 jährigen Bestehen des Clubs sehr plastisch:

„Die drei vorhandenen Plätze, die natürlicherweise in einem absolut verwahrlosten Zustand waren, wurden mit primitiven Mitteln hergerichtet es gab damals weder Lastwagen noch Material alles musste improvisiert werden. So wurde die Schlacke aus einem Wasserloch am Elektrizitätswerk Biebermühle ausgebuddelt und auf „Retra”-Wagen zu den Plätzen gefahren, einplaniert und mit Hand walzen verfestigt. Der rote Sand wurde in Münchweiler gewonnen und auf die gleiche Art zu den Plätzen gekarrt. Die Linienmarkierungen wurden mit Kreide zwischen zwei zusammengenagelten Brettern aufgebracht und so weiter. Das „Clubhäuschen” wurde damals von einer ausgebombten Familie bewohnt, die nur mit allergrößten Schwierigkeiten zum Auszug zu bewegen war. Das Häuschen bestand aus zwei Umkleidekabinen, zwei Toiletten und einer Waschgelegenheit mit kaltem Wasser Die Kantine war der Revisionsschacht der Wasserleitung, jede Flasche Bier oder sonstige Getränke mussten durch Einstieg in die Luke ans Tageslicht befördert werden. Für die Geräte stiftete ein Clubmitglied einen alten Hühnerstall…“

Der Spielbetrieb konnte tatsächlich im Sommer 1948 eröffnet werden, und am 15. Oktober 1948 fand die Gründungsversammlung im Nebenzimmer des heutigen Restaurants Luigi statt. Zum ersten Vorsitzenden wurde der Lederhändler Gustav Hupfauf gewählt. Der Kaufmann Josef Seitz wurde verantwortlich für die Kassenführung. Von den 1948 in den Club eingetretenen Mitgliedern sind heute noch im Tennisclub: Kurt Czaczinski, Fritz Scheible, Klaus Schmidt, Dr. Carl Semler, Erwin Voges, Lothar Zimmermann. Viele von diesen Mitgliedern der ersten Stunde haben im Lauf der 40 Jahre zahlreiche Funktionen im Club übernommen. Sie haben dem Tennis-Club lange Zeit sein Gepräge gegeben. Die Mitgliedschaft im Rot-Weiß-Club kostet etwas, erforderte Engagement, bot aber auch stets ein überdurchschnittliches Niveau.

EIN TENNIS-CLUB MACHT SEINEN WEG

Die Geschichte der ersten 20 Jahre ist geprägt von den Bemühungen der einzelnen Vorstände, die Anlage zu erweitern und eine gewisse Spielkultur zu erreichen. Der Tennis-Club nahm sehr bald an den Verbandsturnierendesebenfalls 1948 gegründeten Tennisverbandes Pfalz teil, führte aber auch Vergleichswettkämpfe mit Clubs außerhalb der Pfalz durch und knüpfte so an die Tradition des Vorkriegsvereins wieder an. Die Anlage selbst wurde auf sechs Freiplätze erweitert. Dies konnte allerdings erst geschehen, als die Grundstücksfrage durch Ankaufbeziehungsweise Pacht zumindest teilweise geklärt war, und nach dem 1960 amtlich festgestellt werden konnte, dass der Tennis-Club Rot-Weiß e.V. Pirmasens der Rechtsnachfolger des alten Vorkriegsvereins ist. Gesellschaftlich trug sich der Tennis-Club Rot-Weiß in das Bewusstsein der Stadt als „Club” von einiger Exklusivität ein. In dieser Zeit der Blüte der Schuhindustrie in Pirmasens war der Tennis-Club an der Haseneckstraße das Betätigungsfeld für das gehobene Bürgertum. Was heute Golf ist, war damals Tennis.

DIE ZEIT DER GROSSEN INVESTITIONEN

Im Tennis vollzog sich in den sechziger und siebziger Jahren die Wende zum Volkssport. Der Staat förderte mit dem „Goldenen Plan” die Vereine mit öffentlichen Mitteln. Der Tennis-Club Rot-Weiß Pirmasens war bereit und in der Lage, diese Entwicklung mitzuvollziehen. 1967 übernahm für die nächsten zehn Jahre der Bänker Rudolf Jonderko die Führung des Tennis-Clubs. Er fand mit weitsichtigen Vorstandsmitgliedern den richtigen Weg zwischen Attraktivität und Verschuldung. Unter großem 22 persönlichen Einsatz wurden unter seiner Präsidentschaft Investitionen in einer Gesamthöhe von 820 000 Mark getätigt.

Zunächst sicherte sich der Club rund 6 000 Quadratmeter Gelände durch Ankauf (Dr. Carl Semler) und 2 000 Quadratmeter durch Pacht (Stadt Pirmasens). Sodann befestigte man die inzwischen auf neun Plätze erweiterte Anlage teilweise in Eigenleistung mit Wegen, Terrasse und Stützmauern. Den größten Brocken aber setzte sich der Vorstand gegen viele Zweifler mit dem Neubau des Clubhauses vor. Dank der großen Spendenfreudigkeit einiger betuchter Mitglieder beziehungsweise deren Firmen konnte das 600 000-Mark-Projekt durchgezogen werden. Vielleicht gerade weil jetzt der Tennis-Club auch nach außen sichtbar eine Anlage hatte, die sich sehen lassen konnte, wuchs die Mitgliederzahl ständig an. Als Rudolf Jonderko nach zehn Jahren als erster Vorsitzender die Führung des Clubs abgab, zählte der Club den Höchststand von 572 Mitgliedern.

Für die nächsten sechs Jahre führte das Gründungsmitglied Klaus Schmidt als erster Vorsitzender den Club. Als er gewählt wurde, konnte er nicht wissen, dass der Ausbau des vereinseigenen Geländes am Haseneck noch nicht abgeschlossen war. Zunächst musste der Vorstand mit den Auswirkungen fertig werden, die sich im Zuge der Neutrassierung der Bundesstraße 10 ergaben. Zwei Plätze mussten aufgegeben werden und an anderer Stelle angelegt werden. Das gesamte Gelände erhielt in Richtung Haseneckstraße ein anderes Gesicht und neue Probleme (Lärm). Aber damit nicht genug. Die Mitglieder wollten aus der Messehalle heraus, die jahrelang in den Wintermonaten angemietet worden war. Gelände war genug da. Risiko- und spendierfreudige Mitglieder setzten in einer Blitzaktion die Zustimmung zum Bau einer eigenen Tennishalle durch. Der Vorstand konnte schließlich zustimmen, als der verantwortliche Hallenausschuß die Finanzierung und Vermietung in einer von der Vereinskasse unabhängigen Art und Weise anbot. Das Konzept ging auf. Der Tennis-Club Rot Weiß hat heute eine attraktive eigene Zwei-Platz-Halle.

Aber nicht nur der Ausbau der Anlage brachte den Rot-Weiß in die Schlagzeilen der örtlichen Presse. Auf sportlicher Ebene zeigte eine andere Gruppe im Verein überragendes Engagement: das "Golden-Schuh"-Team um den Altmeister Hans Wieland Über ein Jahrzehnt war dieses Tugendturnier in Europa erste Adresse für den Tennisnachwuchs. Zahlreiche spätere Weltranglistenspieler wurden eine Woche lang liebevoll rund um die Uhr von dem Wieland-Team betreut.

EINE NEUE GENERATION ÜBERNIMMT DIE VERANTWORTUNG

Auf der Jahreshauptversammlung im November 1985 trat eine neue Mannschaft das Erbe an. Dem au Aachen zugezogenen Versicherungskaufmann Rolf Weller gelang es, traditionsbewusste langjährige Mitglieder und jünger engagierte Mitglieder für die ehrenamtliche Vorstandsarbeit zu gewinnen. Es kam darauf an, die besondere Attraktivität des Tennisclubs am Haseneck in allen Bereichen zu stärken. Die Öffnung nach außen sollte ein besonderer Schwerpunkt sein: Clubpartnerschaften mit Poissy (Frankreich) und Hippach (Österreich), gesellschaftliche Angebote, verstärkte Pressearbeit. In Konkurrenz zu den vielen im regionalen Umfeld neugegründeten Tennisvereinen galt es, das überdurchschnittlich gute Angebot des Traditionsclubs neuen interessierten Tennisfreunden schmackhaft zu machen. Die von den früheren Vorständen geschaffene Sportanlage mit neun Freiplätzen, einer Zwei-Feld-Halle und dem geräumigen Clubhaus bot hierfür eine hervorragende Grundlage.

Die für Pirmasens bedauernswerte Abwanderung kostete den Club jährlich einige Mitglieder, insbesondere im sogenannten besten Tennisalter. Dennoch konnten diese Abgänge bisher teilweise ausgeglichen werden. Allein in den letzten drei Jahren kamen 75 Mitglieder hinzu.

Der Prozess der finanziellen Gesundung wurde konsequent fortgeschrieben, die Verschönerung der Außenanlage um das Clubhaus und die Schaffung einer großzügigen asphaltierten Parkfläche an der Haseneckstraße wurden abgeschlossen. Das Gelände konnte in Erbpacht übernommen werden, und die Stadt Pirmasens half auch hier erneut durch die Übernahme der Bepflanzung.

Im sportlichen Bereich konnte leider das „Golden-Schuh”-Welt-ranglistenturnier nicht mehr gehalten werden. Aufwand und Teilnehmerqualität konnten nicht mehr in einem angemessenen Verhältnis gehalten werden. Schweren Herzens gab das Team um Hans und Ted Wieland nach der zwölften Veranstaltung auf.

Die clubeigenen Mannschaften allerdings erreichten dank der herausragenden Arbeit der Sportwarte Heinrich Petri und Manfred Schmidt überregionale Bedeutung. Zunächst waren es die Damen, die aus unterklassigen Spielklassen durchmarschierten bis in die dritthöchste bundesdeutsche Klasse, die Oberliga Rheinland-Pfalz. Die Herren erreichten zeitweilig die 1. Pfalzliga, in die sie im Jubiläumsjahr wieder aufrücken wollen.

Auch im Jugendbereich, in dem die Rot-Weißen seit 40 Jahren immer wieder vorne mitmischen konnten, gelang es den Spielern, in die Ranglisten des Verbandes und des Tennisbundes vorzustoßen. In 1988 wird zum ersten Mal in der Geschichte des Clubs ein Jugendlicher unter den ersten 25 der deutschen Jugendrangliste der Altersklasse II geführt.

EINE NEUE GENERATION ÜBERNIMMT DIE VERANTWORTUNG

Die nachfolgenden Vorstände um Heinz Knüttel und Otmar Dury hatten keine leichte Aufgabe, das in 40 Jahren erreichte zu erhalten. Ständige Wechsel bei Trainer, Platzwart und Club Wirt sowie umfangreiche Sanierungs- und Reparaturarbeiten am Clubhaus und den Plätzen kosteten Nerven und Geld. Im November 1992 wurden nach der 2. außerordentlichen Mitgliederversammlung mit Dr. Michael Barbarino, Walter Brill und Heinrich Petry erstmals drei Vorsitzende gewählt. Das Personalkarussell beruhigt sich. Ab 1992 leitete Jörg Pfister mit der Tennisschule Pika das Training. Das immer in den Sommerferien stattfindende Zeltlager wurde zu einem Highlight des Jahres.

1993 wurde Herr Göttmann Platzwart und sorgte dafür, dass die Plätze in einem herausragenden Zustand waren. Auch sportlich ging es bergauf. Die 1. Herrenmannschaft wurde 1993 Pfalzmeister und spielte die nächsten rund 15 Jahre mindestens in der Verbandsliga. Unsere 1. Damenmannschaft wurde 1995ebenso Pfalzmeister. Ab Anfang/Mitte der 90er gingen lange Zeit etliche Einzel-/Doppel- und Mannschafts-Pfalzmeistertitel im Jugend-und Aktiven Bereich an Spieler vom Haseneck. Möglich war dies nur durch Förderer, die dem Verein die Verpflichtung von Spitzenspielern ermöglichte und der guten Nachwuchsarbeit, die immer wieder junge Spielerinnen und Spieler für die Spitzenmannschaften herausbrachte. Unterstützung kam auch von dem 1996 gegründeten Förderverein: Im sportlichen Bereich - Fördertraining, Jugendclubmeisterschaften, wie im gesellschaftlichen Bereich Weihnachtsfeier, Schleifchenturnier, Kinderfasching etc. hat er in Abstimmung mit dem Vorstand Zeichen gesetzt. Die Zeit zwischen 1998 und 2007 war wohl die sportlich erfolgreichste in der Clubhistorie. In toller Abstimmung und Zusammenarbeit mit den jeweiligen Vorständen und viel Eigenengagement der Mannschaften wurde, diese Erfolge erzielt. Es gab am Haseneck spektakuläres Tennis zu sehen, teilweise mit Spielern der ATP Weltrangliste (zwischen 180 und 800).

Eine relativ große Veränderung stellte der Abriss der Plätze 5+6 im Zuge des B10 Ausbaus dar. Dafür wurden 2005 zwei neue Plätze in unmittelbarer Nähe errichtet.

In den Jahren zwischen 2011-2019 wurde von den Vorständen Thomas Riehmer, Michael Riehmer, Bernd Sanio und Michael Berlé viel zur Modernisierung der Anlage unternommen. Es wurde z.B. eine neue Heizung mit Solartherme eingebaut. Die Fenster des Clubheims, das Hallendach und eine Seitenwand der Halle wurden erneuert, außerdem die Hallenbeleuchtung auf LED umgestellt. Ein besonderer Dank gilt dem Sportbund/Land LP und der Stadt Pirmasens für die Unterstützung und finanziellen Zuschüsse, ohne die diese Investitionen nicht zu realisieren gewesen wären.

Auch der aktuelle Vorstand wird alles daransetzen, dass wir auch weiterhin auf einer schönen modernen Anlage unserem Hobby nachgehen können und von der neuen Terrasse aus guten Tennissport sehen können.

VEREINSERFOLGE

1998 - Herren: Verbandsligameister - Aufstieg in die Oberliga
2002 - Herren: Verbandsligameister - Aufstieg in die Oberliga
2004 - Herren Ü30: Verbandsligameister - Aufstieg in die Oberliga
2005 - Damen I: Pfalzligameister - Aufstieg in die Verbandsliga
2006 - Herren: Verbandsligameister - Aufstieg in die Oberliga
2007 - Damen Ü30 & Herren Ü30: Verbandsligameister - Aufstieg in die Oberliga